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Islands wilder Nordosten

Die Nacht auf der Fähre in einer gemütlichen Kabine mit Fenster war gut, die Wellen moderat und damit genau richtig zum Schlafen. Da wir 8:30 Uhr Ortszeit in Island ankommen, blieb uns nur wenig Zeit, um noch in Ruhe zusammenzupacken und ein ausgiebiges Frühstück einzunehmen. Die Uhren mussten um eine Stunde zurückgestellt werden, denn Island hat keine Sommerzeit. Damit sind wir nun 2 Stunden von zuhause "entfernt".

Wir kommen auf die Minute pünktlich in Seyðisfjörður an und haben nun 2 Stunden Zeit, bis uns (hoffentlich) ein Bus zum Flughafen nach Egilsstaðir bringt. Denn erst dort können wir unseren Mietwagen holen, da sich im kleinen Hafenstädchen Seyðisfjörður keine Mietwagenfirma niedergelassen hat. Die meisten Reisenden kommen eh mit ihrem eigenen Auto über die Fährverbindung nach Island.

Das Warten auf den Bus zieht sich in die Länge und uns wird kalt. Es sind gerade mal 5°C hier im Osten von Island. Dazu kommt noch eine unangenehme Brise aus dem Norden. Brrr... wir denken jetzt an Deutschland, wo zur gleichen Zeit die 30°-Marke gerissen wird. Mit diesen Gedanken frieren wir gleich nicht mehr ganz so stark 😁. So pünktlich wie die Norröna ist der Bus leider nicht. Mehr als 20 Minuten dauert es noch nach der angekündigten Abfahrtzeit, bis zwei kleine Busse mit Gepäckanhänger eintrudeln. Die Busfahrer sind beide jenseits der 70 und mit Sicherheit schon lange Rentner. Wir wissen bereits von vorherigen Reisen, dass sich viele Rentner in Island etwas hinzuverdienen müssen, da sich ihre Altersvorsorge in den 2000ern in der Bankenkrise zum großen Teil in Luft aufgelöst hat.

Am Ende ist alles gut gegangen, wir sind gut in Egilsstaðir am Flughafen Terminal angekommen und sind nicht die einzigen, die dort an der Mietwagenausgabe stehen und hoffen, dass sich jemand blicken lässt. Nun heißt es - heute zum letzten Mal - warten. Da wir zu den wenigen Islanderfahrenen unter den Reisenden gehören, geht es bei uns schneller ohne große Erklärungen, was man in Sachen Islands Straßenverkehr zu beachten hat. Ein paar Minuten später sitzen wir in unserem Dacia Duster. Uns fällt auf, dass gefühlt 50% aller Mietwagen in Island dieser günstigen SUV-Variante angehören. Nach einer Woche Automatik endlich mal wieder ein Schaltgetriebe und schon macht mir das Fahren einen Tick mehr Spaß 😃.

 

Nach ein paar Basiseinkäufen fahren wir in Richtung unseres ersten Tagesziels ganz im Nordosten Islands. Die geologisch alten, aber auch wilden und schneebedeckten Berge rund um den Stórurð sind fantastisch. Vor 6 Jahren waren wir bereits hier zu einer tollen Wanderung und da gab es keine dieser gut ausgebauten Straßen. Wir kommen damit an ganz neue Ecken dieser faszinierenden Landschaft.

Wir besichtigen ein Felsengebiet mit 1000en Nistplätzen von den putzigen und von vielen so geliebten Papageitauchern, die allerdings vor 3-4 Wochen mit ihrem Nachwuchs aufs Meer zurückgeflogen sind. Erst im nächsten April werden sie wieder zum Brüten hier ankommen. Irgendwie muss ich daran denken, dass diese heute so beliebten bunten Vögel noch vor hundert Jahren eine wichtige Nahrungsquelle der Isländer und auch der Färinger war.

 

Wir haben unser Quartier in Bakkagerði gefunden und machen eine erste tolle Wanderung in die Rhyolith-Berge. Nicht nur in der bekannten Bergwelt von Landmannalaugar gibt es diese attraktiven, bunten Berglandschaften. Wir genießen die Luft, die Sonne und den Blick auf das weite Meer.

Wie wir am Abend feststellen, waren wir exakt am gleichen Tag vor 6 Jahren an genau der gleichen Stelle und es war genau so kalt wie heute nur wesentlich stürmischer. Wir hatten 2018 sogar leichten Schneefall.